»Es war ein unheimlicher Knall«, berichtete am Montag Günther Schmidt, der nur wenige Hundert Meter vom Bombenkrater entfernt wohnt, im Gespräch mit der Gießener Allgemeinen Zeitung. »Ich bin durch den Knall aufgewacht. Alles hat gezittert. Das ganze Haus.« Ungläubig blickte am Montag auch Günter Döll, der Eigentümer der Fläche, in Richtung des klaffenden Kraters mit einem Durchmesser von 15 Metern. »Tausendmal bin ich in meinem Leben schon über die Wiese gelaufen«, hielt der Landwirt fest. Das Areal nutzt er zur Produktion von Grünfutter und Heu.
Am Montagvormittag begutachteten derweil Gerhard Gossens und Dieter Schwetzler vom Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt die Stelle der Explosion. »Das dürften schon fünf Zentner gewesen sein«, mutmaßten sie auf den ersten Blick. Im Zweiten Weltkrieg seien Bomben oftmals erst Stunden oder Tage nach dem Abwurf detoniert. »In dem Fall waren an den Bomben chemisch-mechanische Langzeitzünder angebracht.« Ursache für die Detonation am Sonntag könnte ein allmähliches Zerbröseln der Haltevorrichtung des Zünders unter der Erde gewesen sein.
Pferde grasten in der Nähe
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren über Alten-Buseck mehrere Bomben von den Alliierten abgeworfen worden. 200 Meter südöstlich der jetzigen Explosionsstelle am Arweg befand sich damals eine Flakstellung. Womöglich stammt die Bombe aus einem Luftangriff vom 11. März 1945. »Es war ein Sonntag«, erinnerte sich gestern die Alten-Buseckerin Marianne Schwantuch. »Wir haben den Fliegeralarm gehört. Und schon hat es gescheppert.« Direkt nach dem Angriff habe sie Verbandszeug zur Flakstellung gebracht. Auch Döll erinnert sich: »Hier sind damals noch Stunden nach dem Abwurf Bomben explodiert.« Ein Alten-Busecker, der sich zufällig in der Nähe der Flakstellung aufgehalten hatte, verlor durch den Luftangriff sein Leben, erlag am 13. März 1945 den Folgen einer Schussverletzung. Ebenfalls starb ein junger Flaksoldat aus Wien. Beide sind in Alten-Buseck beerdigt. Schwantuch berichtet, sie habe noch Kontakt mit der Familie des getöteten Wieners.
Am 31. März 1944 stürzte über Alten-Buseck am Barfußpark ein Bomber der Royal Air Force nach einem Luftkampf ab. Die nun explodierte Bombe könnte auch aus diesem Flugzeug stammen. Wie Horst Jeckel aus der Rabenau berichtete, der vor allem wegen seiner Recherchen in Sachen (Kriegs-)Fliegerschicksale bekannt ist, gehörte die Maschine zur englischen Luftwaffe, die in dieser Nacht mit über 800 Bombern einen Angriff auf Nürnberg flog. Eine Maschine wurde über Alten-Buseck von deutschen Nachtjägern beschossen, brannte kurz und explodierte noch in der Luft. Die Trümmer – darunter könnten Bomben gewesen sein – wurden weit verstreut.
Während der Explosion an diesem Sonntagmorgen grasten 50 Meter von der Bombe entfernt zwei Pferde, die Schimmel Sharan und Gunda. Ihre Besitzerin Bianca Münch schilderte der Gießener Allgemeinen Zeitung: »Den Knall habe ich gehört, als ich Zeitungen austrug.« Danach habe sie ihre Schimmel besucht. »Ein Pferd war etwas unruhig.« Am Montag weideten sie unterdessen in aller Seelenruhe auf ihrer Koppel. Zwar habe sie unweit die aufgeschüttete Erde gesehen. Aber: »Ich dachte, jemand hätte da etwas abgeladen.«
Nach der Detonation hatten am Sonntag Polizei und Wehrführer André Hansmann zunächst erfolglos nach einer Ursache gesucht. Mehrere Anrufer hatten bei der Polizei ab 7.35 Uhr einen überaus lauten Knall gemeldet. Auch die Häuser und der Boden im westlichen Ortsbereich hätten vibriert. Die Polizei kontaktierte den Inhaber eines nahe gelegenen Steinbruchs. Dort war aber keine Sprengung erfolgt. Eine Nachfrage bei der Deutschen Flugsicherung nach möglichen Überschallflügen mit Durchbrechen der Schallmauer brachte kein Ergebnis.
Vorläufig abgesperrt
Am Montagmorgen entdeckte schließlich ein Mitarbeiter des Unternehmens Abicor Binzel, der das Hoftor der Firma aufschloss, den Krater. »Zum Glück wurde durch die Explosion niemand verletzt«, sagte Busecks Bürgermeister Erhard Reinl, der sich an Ort und Stelle ein Bild machte.
Bevor der Bombentrichter zugeschoben wird, werden Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes nach weiteren Bombensplittern suchen. Einige wurden am Montagmittag bereits gefunden. Über diese Splitter können nähere Rückschlüsse auf die detonierte Bombe gezogen werden, erläuterte Polizeisprecher Willi Schwarz. Deshalb wurde der Krater zunächst mit Gittern abgesperrt und unzugänglich gemacht. Die Fachleute können anhand der Splitter analysieren, ob es sich um eine englische oder amerikanische Bombe handelt, erklärte auch Jeckel.
Fonte:
http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Kreis/Staedte-und-Gemeinden/Buseck/Artikel,-Bombe-aus-dem-Krieg-explodiert-_arid,434803_regid,1_puid,1_pageid,35.html
Foto: .giessener-allgemeine
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